RFA und DLR unterzeichnen Vertrag für Helix-Tests in Lampoldshausen
RFA wird auf dem DLR-Gelände einen eigenen Triebwerksprüfstand bauen und betreiben
BREMEN – 16. November 2022 – Rocket Factory Augsburg (RFA) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben auf der SPACE TECH EXPO EUROPE in Bremen bekannt gegeben, dass RFA einen eigenen Prüfstand auf dem DLR-Gelände in Lampoldshausen bauen und betreiben wird. Dort wird RFA ab Mitte 2023 ihr Helix-Triebwerk testen, um das erste gestufte Verbrennungstriebwerk der Europäischen Union zur Serienreife zu entwickeln.
Laut dem Vertrag wird RFA das Testgelände P2.4 mieten und nutzen. Während das DLR die Basisinfrastruktur zur Verfügung stellt und der Testbetrieb im Rahmen der Standortregularien stattfindet, baut RFA einen eigenen Teststand und unterstützende Infrastruktur. Insgesamt sind Investitionen im einstelligen Millionenbereich geplant. Damit kann RFA erstmals sein Helix-Triebwerk in Deutschland testen. Bislang wurden die Prüfstände in Lampoldshausen nur vom DLR, der ESA und der ArianeGroup genutzt. RFA ist damit eines der ersten NewSpace-Unternehmen, das diese Möglichkeit erhält. Bisher wurden die Tests des Helix-Triebwerks in Esrange, Schweden, bei der Swedish Space Cooperation (SSC) durchgeführt. Der Betrieb an diesem Standort wird fortgesetzt.
„Weniger als eine Woche vor der ESA-Ministerratskonferenz ist diese Zusammenarbeit ein klares Bekenntnis von RFA zum Standort Deutschland und ein starkes Signal an die Politik und die Industrie“, sagte Jörn Spurmann, Chief Commercial Officer von RFA. „Die mit dem DLR geschaffene Struktur ist kommerziell weltweit äußerst wettbewerbsfähig und der richtige Weg, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Raumfahrtindustrie in Europa und der Welt sicherzustellen. Wir sind sehr stolz darauf, unser Helix-Triebwerk mit gestufter Verbrennung – das erste in der Europäischen Union – beim DLR in Lampoldshausen testen zu können und fühlen uns durch das in uns als New Space Unternehmen gesetzte Vertrauen geehrt.“
Die Möglichkeit, in Deutschland zu testen, vereinfacht nicht nur die Logistik, sondern auch den bürokratischen Aufwand, da die Genehmigungsverfahren bekannt sind und der Aufwand für die Aus- und Einfuhr entfällt. Sie vertieft auch die Zusammenarbeit zwischen DLR und RFA und ermöglicht Synergien und einen Erfahrungsaustausch, von dem beide Seiten profitieren.
„Start-ups werden zu einem zunehmend wichtigen Faktor auch in der Raumfahrt. Deshalb freuen wir uns über das Vertrauen der Rocket Factory Augsburg, das Sie uns als New Space-Unternehmen entgegenbringen. Diese Zusammenarbeit sehen wir auch als Anerkennung der Leistungsfähigkeit der vorhandenen Testinfrastruktur und als Investition in die Zukunft an“, sagte Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR, anlässlich der Vertragsunterzeichnung und ergänzte: „Durch die Validierung fortschrittlicher und vielversprechender Triebwerkskonzepte, schaffen wir gemeinsam die Grundlage für einen kommerziellen und kostengünstigen Zugang Europas zum All.“
Mitte 2022 zündete RFA ihr Helix-Triebwerk zum ersten Mal für eine Gesamtdauer von 74 Sekunden. Auf einen kurzen Einstiegstest von vier Sekunden folgten zwei Langzeittests mit 30 und 40 Sekunden. Dasselbe Helix-Triebwerk wurde dabei dreimal gezündet und abgeschaltet, ohne dass Komponenten ausgetauscht werden mussten. Damit ist der Weg frei für den Integrierten Systemtest (IST), bei dem ein kompletter Oberstufentank mit einem Helix-Triebwerk als geschlossenes System für die Dauer des Fluges getestet wird.