Donnerstag, November 20, 2025
EnglishHardwareMotherboards

Fazit: MSI MAG X870E Tomahawk WIFI – Ein Mainboard zum Ankommen – und erst mal nicht mehr Anfassen

    Es gibt diese Momente im Hardware-Leben, in denen man beim letzten Neustart unwillkürlich denkt: „Wenn jetzt alles stabil bleibt, fasse ich das System die nächsten Jahre nicht mehr an.“ Genau an diesem Punkt landet man mit dem MSI MAG X870E Tomahawk WIFI sehr schnell. Nach den ersten Tagen im Alltagseinsatz bleibt der Eindruck: Das Board ist kein greller Show-Star, sondern ein verlässlich arbeitendes Rückgrat für einen leistungsstarken Ryzen-Rechner – mit reichlich Reserven für kommende Hardware-Generationen.

    Bevor wir tief ins Fazit einsteigen, kurz der Überblick über das Testsystem.


    Verwendete Hardware im Test

    HardwareHersteller / Modell
    MainboardMSI MAG X870E Tomahawk WIFI
    CPUAMD Ryzen 9 9900X
    RAMCrucial Pro DDR5 64 GB Kit (4×16 GB) 6000 MHz
    SSDKingston 2 TB PCIe 4.0 NVMe M.2 SSD
    CPU-KühlerAMD Wraith Cooler
    GrafikkarteAMD Radeon RX 6800 XT
    NetzteilMSI MPG A1000GS PCIe 5
    GehäuseMSI MPG Pano 110R PZ
    MonitorLC-M27UFD
    TastaturDygma Defy
    MausLogitech MX Vertical
    MauspadMSI True Gaming

    Verarbeitung & Layout: „Stable Foundation“ trifft Alltag

    MSI bewirbt das Board selbst mit dem Slogan „Stable Foundation, Durably Built“ – und das ist ausnahmsweise kein Marketing-Hohlkörper. Das 14-Phasen-Duet-Rail-VRM mit 80A Smart Power Stages ist für die aktuelle Ryzen-9000-Generation deutlich überdimensioniert und bleibt auch unter längeren Lastszenarien unauffällig kühl.

    In der Praxis heißt das: Der 9900X kann dauerhaft arbeiten, ohne dass das Board thermisch in die Knie geht oder aggressiv drosseln muss. Für Overclocking-Experimente ist noch Luft, selbst wenn man später zu einem 16-Kern-Ryzen greift.

    Positiv fällt auch das Layout auf:

    • Vier sauber platzierte DDR5-Slots (bis 8400+ MT/s OC)
    • Ein verstärkter PCIe-5.0-x16-Slot für die Grafikkarte
    • Drei weitere PCIe-Slots für Zusatzkarten (4.0 und 3.0)
    • Acht 4-Pin-PWM-Header für Lüfter und AIO-Kühler

    Im Aufbau gab es keine „Hand-im-Kabel-Chaos“-Momente. Der große CPU-Kühler und die RX 6800 XT ließen sich ohne Verrenkungen montieren, die M.2-Slots sind gut erreichbar und dank der schraubenlosen M.2-Clips muss man nicht mehr mit Minischrauben jonglieren. Ein Detail, das man erst zu schätzen weiß, wenn eine dieser Schrauben schon mal im Gehäuseboden verschwunden ist.


    Ausstattung & Zukunftssicherheit: Ein Brett für mehrere GPU- und SSD-Generationen

    Wer heute ein AM5-Board kauft, kauft im Idealfall nicht nur für eine, sondern für zwei oder drei CPU-Generationen. Genau hier spielt das X870E Tomahawk seine Stärken aus.

    PCIe 5.0 für Grafikkarte und NVMe

    Der erste x16-Slot ist voll angebunden mit PCIe 5.0 x16, dazu kommen vier M.2-Slots, von denen zwei bereits PCIe-5.0-Lanes bereitstellen und zwei weitere mit PCIe 4.0 angebunden sind.

    Aktuell reizt unsere RX 6800 XT den Slot nicht ansatzweise aus, aber das ist genau der Punkt: Die Plattform ist bereit für kommende GPU-Generationen, ohne dass das Mainboard zum Flaschenhals wird. Gleiches gilt für SSDs – wer später eine 5.0-NVMe mit absurd hohen Transferraten verbaut, findet hier den passenden Anschluss.

    USB4, Wi-Fi 7 & 5G-LAN

    Auf der Rückseite wartet ein Anschlussfeld, das eher nach High-End-Board aussieht: USB4-Ports mit bis zu 40 Gbit/s, diverse USB-C- und USB-A-Ports, dazu 5G-LAN und Wi-Fi 7 inklusive Bluetooth 5.4.

    Das ist im Alltag weniger „nice to have“, sondern schlicht praktisch: Externe SSDs laufen ohne Engpässe, Dockingstationen können voll ausgereizt werden und wer das System im Wohnzimmer oder Büro drahtlos betreiben will, profitiert von Wi-Fi-7-Durchsatz – vorausgesetzt, der Router spielt mit.

    Man muss sich also nicht fragen, ob das Board in drei Jahren noch „modern genug“ ist. Die Antwort ist ziemlich sicher: ja.


    BIOS & Feintuning: Spielplatz für Tüftler, Sicherungsnetz für Vorsichtige

    Einer der auffälligsten Punkte des Boards sind die sehr umfangreichen BIOS-Optionen. MSI nutzt hier seine aktuelle Click-BIOS-Generation, und die ist spürbar ausgereifter als manch ältere Version.

    Wer Lust hat, kann sich durch Spannungen, Load-Line-Calibration, SOC-Voltage, Speicher-Subtimings und PBO-Parametern klicken. Für Overclocker und Feintuner ist das ein Spielplatz, auf dem man sich stundenlang verlieren kann. Gleichzeitig gibt es gut funktionierende Voreinstellungen:

    • EXPO-Profile wurden mit dem Crucial-DDR5-Kit zuverlässig erkannt.
    • Der „Komplett-Auto-Modus“ liefert schon out of the box stabile Boost-Takte.
    • Mit einem Klick kann man zwischen Eco- und Performance-Presets wechseln.

    Die alte Admin-Weisheit „Never change a running system“ gilt natürlich auch hier – aber wer gern experimentiert, findet ein BIOS, das diese Experimente unterstützt, statt sie zu sabotieren.

    Eine kleine Anekdote aus dem Test: Nach einem etwas zu ambitionierten PBO-Setup quittierte das System den Dienst mit einem schwarzen Bildschirm. Statt ins Handbuch zu greifen, genügte ein Druck auf die Clear-CMOS-Taste am I/O-Panel und das Board fing sich, als wäre nichts gewesen. Diese „Fehlertoleranz“ ist Gold wert, wenn man regelmäßig an den Grenzen von Spannung und Temperatur arbeitet


    Performance & Stabilität im Alltag

    Benchmarks und Diagramme sind schön – aber im Fazit zählt, wie sich das System im Alltag verhält. Mit dem Ryzen 9 9900X und 64 GB DDR5-RAM liegt die Messlatte hoch.

    Dauerlast ohne Drama

    Unter längerer All-Core-Last blieb das System dank des 14-Phasen-VRMs unauffällig. Die Spannungsversorgung hielt den Takt des 9900X stabil, ohne dass die PCB-Temperature aus dem Ruder lief. MSI setzt hier auf solide Kühlkörper und eine VRM-Topologie, die auch für kommende 16-Kern-Ryzen geeignet ist.

    Für Content-Creator heißt das: Renderjobs, Transcoding und virtuelle Maschinen laufen, ohne dass das Board der limitierende Faktor ist. Für Spieler bedeutet es: Die CPU kann ihren Boost in modernen Spielen ausfahren, ohne dass Power- oder Temperatur-Limits frühzeitig greifen.

    RAM-Kompatibilität & Speicher-Setup

    DDR5 ist seit AM5-Start ein sensibles Thema. Mit dem verwendeten Crucial-Pro-Kit lief das Board unauffällig: EXPO-Profil laden, kurzer Memory-Training-Moment, dann Boot. Kein unendliches Reset-Pingpong, keine Dubiosität beim Kaltstart.

    Wer höhere Takte als 6000 MHz testen will, profitiert von den vielen Speicherparametern im BIOS. Aber auch im „Fire and Forget“-Modus wirkt das X870E Tomahawk reif – genau das, was man von einer Plattform erwartet, die bereits die zweite AM5-Generation begleitet.

    Gaming-Eindruck

    In Spielen spielt natürlich die Grafikkarte die erste Geige, aber das Board sorgt dafür, dass weder CPU noch Storage ausbremsen. Ladezeiten mit der PCIe-4.0-SSD sind angenehm kurz, und das Zusammenspiel von Ryzen 9, RX 6800 XT und Board wirkt rund.

    Ein bisschen fühlt es sich an wie die Hardware-Version eines guten Regisseurs: Man merkt, dass jemand die Bühne vorbereitet hat, aber während des Films verschwindet er im Hintergrund – alles funktioniert einfach.


    Alltagstauglichkeit: Kleine Komfortfunktionen, große Wirkung

    Die Feature-Liste liest sich lang, aber ein Fazit entscheidet sich oft an den Kleinigkeiten.

    EZ M.2 Shield, PCIe-Release & Debug-LED

    • Die EZ-M.2-Shield-Abdeckungen lassen sich ohne Schraubendreher öffnen und wieder schließen. SSD tauschen? Zwei Handgriffe, fertig.
    • Der EZ-PCIe-Release ist eine dieser Erfindungen, von denen man sich fragt: „Warum war das nicht schon immer so?“ Statt mit einem Schraubenzieher zwischen Grafikkarte und Kühler auf den Slot-Hebel zu zielen, drückt man einfach von außen.
    • Eine kleine Debug-LED hilft bei Boot-Problemen – gerade in den ersten Tagen mit neuem RAM oder neuen Einstellungen eine echte Erleichterung.

    Anschlüsse in Hülle und Fülle

    „Zu viele USB-Ports“ hat noch niemand gesagt. Das X870E Tomahawk liefert reichlich davon – inklusive USB-C-Header für das Gehäuse, mehreren 10-Gbps-Ports und den erwähnten USB4-Anschlüssen am Rear-I/O.

    Für unseren Aufbau im MSI-Pano-Case bedeutete das: Capture-Card, externe SSDs, Headset-Dongle, Stream-Deck und zwei weitere Peripheriegeräte – alles findet seinen Platz, ohne dass man über Hubs nachdenken muss.


    Klang & Zusatzfeatures

    Für den Sound setzt MSI auf den Realtek ALC4080. Der Codec ist inzwischen etabliert und liefert in Kombination mit der Schaltung des Boards einen sauberen, rauscharmen Ausgang. Für die meisten Nutzer reicht das völlig aus – wer ein dediziertes Audio-Interface oder einen DAC besitzt, nutzt ohnehin externe Lösungen.

    Praktisch ist, dass S/PDIF-Ausgang und hochwertige Audio-Kondensatoren bereits an Bord sind. So lässt sich ein AVR oder ein externer DAC ohne Klimmzüge anbinden.


    Preis-Leistungs-Betrachtung

    Mit Straßenpreisen im Bereich um die 330–350 Euro (Stand: Herbst 2025) gehört das MAG X870E Tomahawk WIFI nicht zu den absoluten Budget-Boards, sondern eher in die obere Mittelklasse.

    Dafür bekommt man:

    • einen High-End-X870E-Chipsatz
    • Wi-Fi 7 und 5G-LAN
    • USB4 mit 40 Gbit/s
    • PCIe-5.0-Support für GPU und M.2
    • ein starkes VRM-Design mit 14 Duet-Rails
    • vier M.2-Slots (2× 5.0, 2× 4.0) und 4× SATA

    Rechnet man durch, was vergleichbare Boards mit ähnlicher Ausstattung kosten, landet das Tomahawk in einem Bereich, den man als „fair, aber nicht günstig“ bezeichnen kann. Es ist kein Schnäppchenjäger-Board – aber wer einmal investieren und dann mehrere Jahre Ruhe haben möchte, bekommt hier viel Plattform-Zukunft und Stabilität für sein Geld.

    Oder frei nach einem bekannten Zitat aus der Entwicklerwelt:

    „Billig ist, was man zweimal kauft.“

    Das Tomahawk zielt ganz klar darauf ab, dass man es genau einmal kauft.


    Für wen eignet sich das MSI MAG X870E Tomahawk WIFI?

    Nach einigen Tagen mit dem Board kristallisiert sich ein recht klarer Zielnutzer heraus.

    Power-User & Creator

    Wer mit einem Ryzen 9 arbeitet, 64 GB oder mehr RAM verbaut, mehrere NVMe-SSDs nutzt und vielleicht noch eine Capture- oder Zusatzkarte einsetzt, findet im Tomahawk einen verlässlichen Partner:

    • genug PCIe-Lanes für GPU plus mehrere schnelle SSDs
    • starke Spannungsversorgung für Dauerlast
    • reichlich USB-Bandbreite für externe Datenträger

    Ambitionierte Gamer

    Für reine Gaming-Systeme mag ein günstigeres AM5-Board ausreichen. Aber wer ohnehin in eine High-End-Grafikkarte, Ryzen 7/9 und NVMe-Storage investiert, profitiert von der Ausstattung des Tomahawk:

    • PCIe-5.0-x16-Slot für kommende GPU-Generationen
    • M.2-PCIe-5.0 für extrem schnelle Spiele-Bibliotheken
    • Wi-Fi 7 und 5G-LAN für flexiblen Aufbau

    Gerade im WQHD- oder 4K-Setup mit Streaming-Ambitionen passt das Board sehr gut ins Gesamtbild.

    Bastler & Tweaker

    Die BIOS-Tiefe, die Debug-Optionen und das stabile Verhalten bei Grenzkonfigurationen machen das Board spannend für alle, die gern an PBO, SOC-Voltages oder Speicher-Timings drehen. Gleichzeitig bleibt der Einstieg dank gut strukturierter Menüs und Auto-Presets machbar.


    Kritikpunkte und kleine Schönheitsfehler

    Kein Board ist perfekt – auch das X870E Tomahawk nicht.

    1. Preis Der Aufpreis gegenüber einfachen X870-Boards ist spürbar. Wer auf USB4, Wi-Fi 7 oder PCIe-5.0-M.2 verzichten kann, findet günstigere Alternativen.
    2. Ausstattung eher funktional als luxuriös RGB-Puristen werden feststellen, dass das Tomahawk recht dezent auftritt. Es gibt zwar RGB-Header, aber keine LED-Show auf dem Board selbst. Für viele ein Pluspunkt, für manche ein Minus.
    3. Nur vier SATA-Ports Für die meisten Setups reichen vier SATA-Ports völlig aus, wer aber noch ein Rudel älterer 2,5”-SSDs oder HDDs weiter nutzen möchte, muss genauer planen oder zu PCIe-SATA-Karten greifen.

    Keiner dieser Punkte ist ein echter Dealbreaker, aber sie gehören zu einem ehrlichen Fazit dazu.


    Persönliches Schlusswort: Ein Board, das man guten Gewissens empfehlen kann

    Nach einigen Tagen mit dem MSI MAG X870E Tomahawk WIFI bleibt ein sehr rundes Gesamtbild. Das Board erfüllt drei wichtige Kriterien, die sich im Alltag als entscheidend herausstellen:

    1. Stabilität Kein unerklärliches Boot-Verhalten, keine spontanen Abstürze, keine Zickereien beim RAM – das System wirkt reif.
    2. Zukunftssicherheit PCIe 5.0 für GPU und NVMe, USB4, Wi-Fi 7, Support für Ryzen-9000-CPUs: Die Plattform ist auf die nächsten Hardware-Generationen vorbereitet.
    3. Praxistaugliche Features EZ-M.2-Shield, PCIe-Release, Debug-LED, zahlreiche Lüfter-Header, umfangreiches BIOS – das sind alles Kleinigkeiten, die im Alltag den Unterschied zwischen „funktioniert irgendwie“ und „macht Spaß zu benutzen“ ausmachen.

    Wenn man den Rechner nach dem letzten Neustart ansieht und sich denkt: „Ja, so kann das die nächsten Jahre laufen“, dann hat das Mainboard seinen Job erledigt. Genau diesen Eindruck hinterlässt das MSI MAG X870E Tomahawk WIFI.

    Wer also ein starkes, gut ausgestattetes AM5-Board sucht, das nicht komplett in die Enthusiasten-Preisregion ausreißt, findet hier einen sehr soliden Kandidaten. Es ist nicht das lauteste, bunteste oder exotischste Board am Markt – aber eines, auf das man sich verlassen kann. Und manchmal ist das die wichtigste Eigenschaft überhaupt.


    Hinweis gemäß EU-Vorgaben zur Transparenz:

    Die in diesem Testbericht vorgestellte MSI MAG X870E Tomahawk WIFI wurde uns von MSI als unverbindliche Leihgabe zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Es handelt sich dabei nicht um bezahlte Werbung.

    MSI hatte keinerlei Einfluss auf Inhalt, Bewertung oder redaktionelle Unabhängigkeit dieses Artikels. Alle geäußerten Meinungen basieren ausschließlich auf unseren eigenen Praxiserfahrungen.

    Wir bedanken uns herzlich bei MSI für die Bereitstellung des Mainboards und das entgegengebrachte Vertrauen in dataholic.de.

    DataHolic